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„Seelenlose Bestseller-Verfilmung“, „griesgrämige Vampir-Romanze“, „stümperhaft, blutleer und öde“: So lauteten die Schlagzeilen führender Tageszeitungen zu ihren Besprechungen des Kinostarts des zweiten Teils der „Twilight“-Saga, „New Moon“.
Inhaltlich offenbaren die Filmkritiken dabei oft nicht unerhebliche Schnitzer, beispielsweise werden schon mal die Schauspieler und die von ihnen verkörperten Charaktere falsch zugeordnet oder es wird schnell deutlich, dass die Rezensenten manchmal nicht nur die zur Serie gehörigen Bücher nicht gelesen haben, sondern nicht einmal den ersten Teil der Verfilmung kennen.
Wenn die Feuilletons hiesiger Tageszeitungen so einhellig und in einer an die Geschlossenheit früherer SED-Parteitage gemahnenden Gleichförmigkeit – der in gefühlten 30 Rezensionen auftretende Wortwitz, der Vampir-Film wäre „blutleer“, ist ja allein schon ähnlich amüsant und originell wie einstmalige humoristische Einlagen des Genossen Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker – eine Produktion verdammen, die ungeachtet der Tatsache, dass bereits ihr erster Teil ähnliche Kritik erfahren hatte, nach wie vor dies- und jenseits des Atlantiks Erfolg hat (der erste Teil lockte 1,5 Millionen Besucher in die Kinos), dann lohnt es sich, zwischen den Zeilen zu lesen.
An der Tatsache, dass mit Vampiren klassische Figuren des Horrorgenres eine zentrale Rolle in der Saga spielen, kann es kaum liegen, dass „Twilight“ und „New Moon“ zum Objekt feuilletonistischer Hate-Speech werden. Bei „Bram Stokers Dracula“ oder der vor Gewalt, homosexuellen und sadomasochistischen Bezugnahmen strotzenden „Buffy“-Serie war keine auch nur annähernd so große Empörung in den Gazetten zu bemerken. Vielmehr ist es so, dass die in den USA beheimatete, christlich-konservative „Dove“-Foundation ungeachtet der Tatsache, dass okkult anmutende Thematiken dort zu Recht skeptisch beäugt werden, „Twilight“ das Siegel „familienfreundlich“ verliehen hat und dem Nachfolgerwerk „New Moon“ diese Auszeichnung einzig und allein auf Grund der Tatsache versagte, dass ein Charakter den anderen in der Verfilmung ein „Fahr zur Hölle!“ zugedacht hatte und man eine solche Verwünschung aus grundsätzlichen Gründen und ohne Rücksicht auf die sonstigen Qualitäten des Films zum K.O.-Kriterium zu erklären pflegt.
Der Grund, warum die Pensée unique der heimischen Filmkritiker „Twilight“ und „New Moon“, Filme, die laut „Dove“ ein „starkes Thema selbstaufopfernder Liebe“ beschreiben, zur Hölle wünscht, muss also ein anderer sein. Und der Blick in die Besprechungen selbst macht uns schlauer: Man lässt dort die Katze aus dem Sack, indem man moniert, die „Biss“-Verfilmungen „strotzen vor Metaphern der sexuellen Enthaltsamkeit“, sie würden „Spießerträume“ artikulieren, das Resultat wäre „Schmusegrusel für Sittenwächter“. Die in den letzten Jahren von einer bürgerlich-konservativen Qualitätszeitung zum linkshedonistischen Schmierblatt degenerierte „Welt“ bringt es auf den Punkt: „In der blutleeren „Twilight“-Fortsetzung „New Moon“ siegt wieder die Vernunft über den Sex. Und das nervt.“
Unerträglich, wie ein Film im heutigen Europa noch Erfolg haben kann, der nichts anderes zu tun hat, als falsches Bewusstsein zu kultivieren, die Weiten emanzipatorischer Horizonte zu verdunkeln, kapitalistisch-faschistoides Diversantentum und konterrevolutionäre Selbstabgrenzung zu verherrlichen. Möglicherweise beantragt bald noch einer die Indizierung (wenn gar nichts anderes klappt, vermag man sogar „latenten Rassismus“ aufzustöbern… – ist eigentlich die häufig bemühte Regenkulisse nicht auch noch eine Verharmlosung des vom Menschen gemachten Klimawandels?)
Ich hoffe, es ist ein Trost für alle, die sich in unserer so überaus prüden (beispielsweise nur drei von drei Schlagzeilen auf der GMX-Startseite heute Vormittag drehten sich um das Thema „Sex“, hier sogar noch weniger) und verspießerten Gesellschaft unwohl fühlen, dass demnächst immerhin die „Feuchtgebiete“ verfilmt werden – die vorausschauende Sorge um den kommerziellen Erfolg veranlasste die Länder Berlin und Brandenburg sogar dazu, die Produktion mit € 36.000,00 aus Steuermitteln zu fördern. Und mit dem neuen Film des für seine fortschrittlich-moderne und aufgeschlossene Lebensauffassung sowie seine kompetenten Kommentare zur US-amerikanischen Innenpolitik bekannten Noch-nicht-ganz-Hollywoodstars Til Schweiger haben sie immerhin jetzt etwas, was ihnen besser gefallen dürfte als Stephenie-Meyer-Verfilmungen.
Einen Leserkommentar zur „Welt“-Rezension möchte ich dem geneigten Leser hier jedoch nicht vorenthalten:
„ichbinsleid sagt:
Nein, ich kenne den Film und die Bücher nicht.
Es es nervt mich aber wahnsinnig, dass hier immer darauf herumgeritten wird, dass die Autorin Mormone ist und angeblich überall ihre Sektendoktrin verarbeitet hat, was ja das personifizierte Böse ist.
Es wäre wirklich das Schlimmste, was passieren könnte, wenn unsere Kinder sich aus diesem Film etwas abschauen. Man stelle sich vor: Ehrliche, tugendhafte Kinder, die Sex als etwas Besonders verstehen und nicht schon mit 12 mit jedem ins Bett steigen. Zum Glück schauen unsere Kinder dann lieber Chucky, Saw und Hostel, das prägt den Charakter und sie lernen was fürs Leben.
Wie krank ist „diese Welt“ eigentlich?“
Besser hätte ich es auch nicht sagen können. Und alle, die „Twilight“ oder „New Moon“ noch nicht kennen, sollten sich die Frage stellen, ob nicht die hasserfüllte Kritik der so genannten „Qualitätspresse“ und nicht zuletzt deren Begründung Anlass genug wäre, alleine schon aus Trotz diesen Film zu besuchen. Wo er in Ihrer Nähe gespielt wird, erfahren Sie hier.
Und deutschen Trailer gibt`s hier.
via Team-Edward.net